Bei der Suche nach einem „Fotodingsbums“ habe ich alte Speichersticks gefunden. Hach, die alten Bilder… gleich mal gucken! Oh, Joey 2013, kurz nach seiner Ankunft. Der nette Hund, der zum vierbeinigen Arschloch mutiert, sobald andere Hunde zu sehen sind. Das „Erdmännchen“ mit dem Würgefetisch, weil das Glückshormone en Masse aktiviert! Dem David Carradine der Hunde. Okay, Carradine ist dabei versehentlich im Schrank erstickt und weil ich da gerade noch einmal recherchiert habe, düdelt in meinem Hirn jetzt „one night in Bankok“ in Dauerschleife. Warum „Kung Fu“ bei einem autoerotischem Abenteuer drauf gegangen ist, könnt ihr selbst googeln.
Mittlerweile hat er die für das Durchschnittsgewicht zu viel drauf – und immer wenn ich denke: „Nun haben wir es endlich geschafft, er hat Gewicht runter!!!“ belehrt mich die Waage eines besseren. Wobei ich halt weiß, wenn er zu wenig Fressen bekommt, frisst er umso mehr irgendwelchen Mist. Also lasse ich das so. Er bewegt sich – im Vergleich zu manch anderem Hund – letztlich auch viel. Ich hab´ auch ein paar Kilo mehr, die ich seit Jahren nicht runterbekomme – und ich kann mich drüber ärgern oder damit meinen Frieden schließen.
Ich kann mir selbst Stress machen, weil die Medien suggerieren, dass es so viel wichtiger ist, schlank und rank zu sein und ein Idealgewicht zu haben, dass von irgendwelchen Kerlen erfunden wurde. Das seit Jahrzehnten dafür sorgt, dass Zeitschriften ausreichend Artikel und Hochglanzbilder haben und es eine ganze Fitnessindustrie gibt, die mit ranken, durchtrainierten Menschen wirbt, deren wahre Helden aber eigentlich das genaue Gegenteil sind.

Joey ist sein Körper ziemlich egal. Wenn es juckt, wird geschubbert, wenn eine Pfote weh tut, wird gehumpelt. Wenn „das kleine Hüngerchen kommt“, muss etwas in die Fressluke und wenn es hinten wieder rauskommt, wird es für ihn unangenehm. Überhaupt hat er jahrelang Berührungen im Bereich des hinteren Rückens extrem blöd gefunden. Toll findet er die immer noch nicht, aber er akzeptiert sie mittlerweile. Meistens. Da ihm in Griechenland die Rute abgeschnitten wurde und das sicherlich über Tage wirklich unglaublich weh getan haben muss, verstehe ich das.

Auch Tiere können ein Trauma bekommen – und ich bin mir ziemlich sicher, das „verschleppen von Hunden in großen Kisten die lange herumgefahren werden und von irgendwelchen Menschen in fliegende Konservenbüchsen oder Transporter gestapelt werden, um am Ende in komplett fremder Umgebung bei irgendwelchen Menschen zu landen, die DANKBARKEIT erwarten, gehört bei vielen Hunden definitiv zu den traumatischen Erfahrungen.
Wer weiß, vielleicht haben viele „Tierschutzhunde“ aus dem Ausland letztlich einfach nur so etwas wie das Stockholm-Syndrom? Laut Google ist es „ein psychologisches Phänomen, bei dem Geiseln positive Gefühle für ihre Entführung entwickeln, einschließlich Sympathie und Zuneigung“. Wobei es tatsächlich Hunde gibt, die eher ein Stockholm-Syndrom entwickeln als eine gute Bindung. Das passiert dann, wenn der Hund trotz eines gewalttätigen Halters immer wieder zu diesem kommt und Kontakt möchte. Der Name „Stockholm-Syndrom“ kommt übrigens von einer Flugzeugentführung.
