Kennt ihr diese spontanen völlig schrägen Bilder im Kopf, wenn ihr etwas hört?
Ja? Toll! Nein? Schade, du verpasst echt was im Leben. Eigentlich wollte ich hier voll seriös über Waldmeister berichten. Aber damit war es ziemlich schnell vorbei, nachdem ich das Gedöns gelesen habe, wie der wissenschaftlich eingeordnet wird. So eine Einordnung ist ja mit lateinischen Wörtern, damit sie überall auf der Welt gleich ist.

Sofort ploppten Asterix und Miraculix in meinem Kopf auf. Na ja, und die batteln sich gerade mit Meister Röhricht, Eckhard und Werner. Das klingt vielleicht irgendwie doof, aber manche Sachen kann ich mir besser merken, wenn sie in Geschichten und Bildern verpackt sind.
„Im Wald da steht der Meister, hinterm Busch der Eckhard, und da scheißt er“
in meinem Kopf ploppt ein Bild auf, wie die drei Pause im Wald machen und sich an einer Kiste „Berliner Weiße mit Schuss“ laben. Also an der flüssigen Version, nicht an der zweibeinigen. Die labt auch nicht, sondern labert.

Also kommt Waldmeister im Laubwald vor, zu viel davon kann Durchfall (Kopfschmerzen, Übelkeit etc.) bescheren (= zu viel ist toxisch/giftig) und gehört zur Gruppe der Labkräuter.
Dann kommen Miraculix und Asterix den Weg entlang, Asterix guckt in den Himmel und sagt: „Oh, ein grüner Asteroidenschauer!“ – und der alte gallische Druide mit der lateinischen Amtssprache verbessert ihn: „ASTERIDEN, mein Lieber, ASTERIDEN, Galium odoratum“. Das „odoratum“ bedeutet, dass etwas gut riecht.

Beim Waldmeister verursacht der Stoff Cumarin dieses „odoratum“. Aber erst, wenn der Waldmeister trocknet. Dann verändert sich die chemische Zusammensetzung und es fängt an zu duften. Da bei mir in der Küche gerade Waldmeister trocknet: stimmt! Als Heilpflanze wird Waldmeister unter anderem eine beruhigende und entspannende Wirkung nachgesagt. Deshalb hat man zu den Zeiten, wo die Betten noch aus Stroh mit einem Tuch drüber bestanden, Wöchnerinnen und Babys Waldmeister auf dieses Bettstroh gelegt, damit die besser schlafen können.

Früher wurde noch viel mehr Waldmeister aufgrund dieses Cumarin-Aromas verwendet. Mittlerweile wird das künstlich hergestellt, weil man herausgefunden hat, dass Cumarin zum Beispiel aus diesen Waldmeisterpflanzen, krebserregend wirken kann. Deshalb ist der seit 1980 in Lebensmitteln nicht mehr erlaubt. Das soll niemanden davon abhalten, sich ab und an einen Stängel Waldmeister in seine Bowle zu packen – es ist wie immer: „Die Menge macht das Gift“.
Theodor Fontane, der Typ der die Reiseliteratur erfunden hat, in Neuruppin geboren wurde und aussah wie Buffalo Bill, beschreibt in seinem Buch „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ über das Waldmeisterfest in Rheinsberg. Das hieß dort „Möskesfest“ und war eine Woche vor Pfingsten. Ebenso schreibt er, dass ein Berliner nur drei Dinge im Leben braucht: Berliner Weiße mit Waldmeister, Kümmelschnaps und… Porree. Porree? LAUCH? Nun ja, vielleicht sollte es ursprünglich Porridge heißen. Haferschleim klingt ja auch eher unappetitlich und Fontane war viel in England unterwegs.

Ihr werdet im Wald noch eine Pflanze finden, die aufgrund ihrer quirligen Blattform und -stellung Ähnlichkeit mit dem Waldmeister hat! Das ist sein Verwandter, das Kletten-Labkraut. Bleibt die Pflanze hartnäckig an euch hängen, ist es deshalb kein Waldmeister.
Aber sowohl Waldmeister, der auch „Maienkraut“ genannt wird, als auch das Kletten-Labkraut haben im Bereich der Symbiose, etwas gemeinsam: Ihre Samen bleiben aufgrund ihrer feinen Stacheln im Fell von Tieren oder an den Klamotten von Menschen hängen und werden so verschleppt.