Tja, manchmal kommt es so völlig anders, als man denkt. Dienstag habe ich mich Joey noch schier unglaubliche 10.000 Zugriffe auf diese Seite gefeiert und mich total gefreut und darüber sogar ein paar Tränchen vergossen, weil das einfach so unglaublich ist – und ich in dem Moment einfach auch Junior vermisst habe. Dann hatten wir noch tolle Touren in Molbergen und am Donnerstag nachmittag in Lorup auf dem Katteekerpad und dem Trimmpfad dort. Die wollte ich hier eigentlich diese Woche noch vorstellen.
Das Bild ist übrigens von letztem Sonntag, dem 3. August. Ich schiebe das mal eben hier ein um euch etwas zu erklären: Was stimmt hier nicht? Jeder normale Mensch würde sagen: „Wieso? Ist doch alles in Ordnung!“ – ist es aber eben NICHT. Joey ist so gut wie nie durch Pfützen gelaufen. Das fand er total blöd. Wasser, schwimmen – nein, nicht sein Ding. Wenn er also plötzlich aus eigenem Antrieb extra durch so eine Pfütze läuft, dann stimmt etwas nicht. Genauso wenn ihm zwischendurch die Beine weggesackt sind – es mag sein, dass es alten Hunden mal passiert, aber bei Joey ist es ein untypisches Verhalten gewesen. Ankommen, einen FEUCHTEN WASCHLAPPEN faktisch einfordern um das Gesicht abzuwaschen: untypisches Verhalten. Er hat es vorher gehasst. Es waren viele Dinge, die in letzter Zeit zugenommen haben und mir klar gezeigt haben, dass da etwas in ihm richtig schief läuft – und eigentlich… das mit dem Abkühlen, auch das kenne ich von Junior mit seiner Krebserkrankung. Vertraut also bei Bedarf eurem Instinkt, wenn es um euren Hund geht!

Zurück zum eigentlichen Text: Dann kam der Freitag und erst schien alles wie üblich zu sein, Joey hat vor meinem Bett übernachtet, war kurz draußen, ist ins Bad gekommen um sich durchkraulen und – das hat sich auch in den letzten zwei Wochen eingebürgert, sein Gesicht mit einem Waschlappen abschrubben zu lassen, damit die Augen sauber werden, ist in die Küche gekommen, hat sein Futter angeschaut, dann mich nach dem Motto: „Ist DAS dein Ernst?“ und dann hat er sich auf seine Matte gelegt und gedöst.
Gegen 10:30 Uhr habe ich mich fertig gemacht, ihm zugerufen, dass wir los müssen, Yoshi abholen und dann vom Bad aus gehört, wie er mehrfach weggerutscht ist. In die Küche gesprintet und gesehen, er liegt auf dem Boden und kommt nicht hoch. Okay, kann passieren.. also Platz gemacht und versucht, ihm hoch zu helfen. Ging nicht. Nichts zu machen. Ein Handtuch geholt, unter dem Hund durchgezogen… hoch… null Muskelspannung in den Beinen, der Kopf fing an zu wanken und… Moment… was war mit seinen Augen? Das nennt sich Nystagmus. Die sind immer hin und her gewandert. Das kannte ich schon von Junior her, Hirndruck und Trallafitti, aber nicht so krass! Joey wusste selbst nicht, was eigentlich los war.

Also beim Tierarzt angerufen, uns als Notfall angemeldet, kurz ein Referenzvideo vom Nystagmus gemacht, falls mir nicht geglaubt wird, Auto quer vor die Haustüre gefahren, dicke Hundematte hinten rein und dann war es wie bei Junior, als der ohne Muskelspannung im Bad zusammengeklappt ist und ich irgendwann kurz davor war, die Feuerwehr zu rufen, damit mir jemand verdammt noch mal hilft. Ich habe Joey auf ein großes Handtuch gelegt und versucht, ihn damit so weit es geht zu ziehen. Dann so gegriffen, dass ich ihn halbwegs tragen konnte und ins Auto gewuchtet. Das war unschön, tat mir leid, war aber nicht anders zu managen. 10 Minuten später waren wir bei der Tierarztpraxis, ich habe nach Joey geschaut, der nur wankend den Kopf gehoben hat und ziemlich viel gekotzt hat, d. h. reguriert, war ja das gelbe Zeugs und es gibt einen Unterschied zwischen richtigem kotzen und regurieren bei Hunden.
Ich habe dann gebeten, Joey im Auto einzuschläfern. Denn es war das humanste und Beste, was ich für ihn tun konnte. Es hat mich so derbe viel an Nick und seine Krebserkrankung und die ganzen Folgen erinnert. Eigentlich wäre ich Montag mit Joey ein paar Tage in Richtung Gießen zu meiner Tochter gefahren, Oma sein. MITTWOCH habe ich noch an den letzten Aufenthalt mit Nick dort gedacht, das war zur Taufe der Mädels – Nick ging es schon nicht mehr gut und wir haben den Aufenthalt auch verfrüht abgebrochen, weil er im Hotel nur noch gekotzt hat, ich bin die Nacht durchgefahren, damit wir wieder nach Hause kommen. Ich habe MITTWOCH also gedacht: „Hoffentlich geht das mit Joey gut…“ – und hatte Freitag im Prinzip dann etwas ähnliches. Sogar die Kotze hat sich von der Konsistenz her geähnelt.
Ich habe Ferreira gestreichelt, als sie eingeschläfert wurde (Säugeleistentumor), ich habe Farino gestreichelt, als er eingeschläfert wurde (schwer Herzkrank), ich habe vor drei Jahren meinen Sohn gestreichelt, als er seinen letzten Atemzug gemacht hat und der Hirntumor gewonnen hat – und Freitag Joey. Ich habe in den letzten Wochen immer schon gesagt: „Der schmiert langsam ab!“. Aber das Freitag innerhalb kürzester Zeit? Sachlich gesehen absolut krass. Die Tierärztin hat erklärt, das wäre eine Sauerstoffunterversorgung des Gehirns. Ohne die Zusatzdiagnose von ihm etwas, das behandelbar wäre. Ich werde seit Jahren mit neurologischen Berichten konfrontiert – eine O2-Unterversorgung des Gehirns über einen längeren Zeitraum beinhaltet fast immer bleibende Schäden. Lediglich wenn die Personen faktisch eine Zeit wie tiefgekühlt waren, besteht die Chance, da langfristig ohne Schaden bei weg zu kommen. Was würde es also für einen Hund bedeuten?
Also ist die Tierärztin durch den Berlingo geklettert um Joey im Auto auf der Matte liegend einzuschläfern und ihm jeglichen weiteren Stress und weiter Qualen zu ersparen. Dafür bin ich echt super dankbar, auch wenn ich Rotz und Wasser geheult habe. Danach habe ich die Matte mit dem Hund drauf so hingezogen, dass ich Yoshi abholen konnte. Der hat ja auf uns gewartet. Ich habe meine Chefin angerufen, erklärt, was passiert ist und dass ich Yoshi später abhole und von ihr aus in Badbergen bei Rosengarten anrufe, dass ich meinen Hund abgeben möchte. Ich hätte Yoshi unter diesen Umständen nicht abholen müssen. Aber Yoshi hat auf mich gewartet, wie er es jedes Mal tut. Es war für uns beide wichtig – auch wenn an dem Tag dann alles anders war.

Es war letztlich auch irgendwo eine brutale Tour, denn es ging ja vom Tierarzt aus fast direkt zum Tierkrematorium – und das alles eigentlich ungeplant und in den Klamotten, die ich halt anhatte – weil ich mich nicht mal mehr umgezogen habe, als es Joey so mies ging. Natürlich klingt es auch krass, einschläfern lassen und sofort zum Krematorium. Aber: es war freitag, es war UND IST warm, gerade im Auto. Was glauben etwaige Kritiker eigentlich, was mit so einem Tierkörper bei der Wärme passiert?
Ich sag´ mal so, zu den legendären Storys in unserer Familie gehört die Kuh, die im Sommer ein paar Tage liegen musste, bevor der Kadaverwagen mit einem Fahrer auftauchte, der offensichtliche noch nicht so lange im Job war und ob der Hitze die Fenster offen gelassen hatte, als er die Kuh mit dem Kran verladen wollte. Das wurde dann wohl SEHR ekelig und er durfte die Fahrerkabine gründlich putzen. Unterschätze nie Sommerhitze und tote Tiere. NIE. Egal wie lieb du das Tier hast, wenn es nicht ins Gemüsefach passt oder du keine Tiefkühltruhe hast, werde es so zügig wie möglich los. Du möchtest kein aufgedunsenes Tier und eine Schmeißfliegenplage mit Maden. Nicht zu Hause, nicht im Auto. So einfach ist das.
Firma Rosengarten liegt etwas außerhalb von Badbergen und hat mich echt durch ein superschönes Ambiente beeindruckt. Yoshi hat mich begleitet und erst einmal rumgebellt – und ich war total beeindruckt, wie professionell und lieb die Mitarbeiterin das alles gemanagt hat. Auch eine Wasserschüssel stand für ihn schon im Besprechungsraum bereit. Es war echt toll und ein nettes Gespräch bei dem auch schnell klar war, dass ich keine Urne möchte. Ein Pfotenabdruck steht schon seit Jahren im Schrank und Fotos gibt es ebenso massig von ihm. Ich hole Joeys Asche auch selbst wieder ab und verbinde das mit einer Hunderunde oder so, das Artland ist auch absolut schön und sehenswert. Vor allem, wenn man nicht am heulen ist.
Nach dem ganzen Formalienkram und einem netten Gespräch wurde mir erklärt, wo ich mit dem Auto hinfahren muss, damit Joey in die Kühlung kommen kann. Zusammen mit der Mitarbeiterin war das auch kein Problem, der Rollwagen hat super an die Ladekante vom Berlingo gepasst und so konnte Joey problemlos umgelagert werden. Er war noch kuschelig warm auf der Seite, auf der er gelegen hat – und das ist echt hart gewesen. Vor der Kühlkammer gibt es noch eine kleine Abschiedsnische für ein letztes „See you in heaven!“.
Yoshi braucht oft ein bisschen um über Dinge nachzudenken. Das ist voll okay – und so hat er auch etwas gebraucht um die ganzen Ereignisse zu verarbeiten. Die vollgekotzte Matte habe ich zusammengelegt und ohnehin hat Yoshi auf dem Platz gesessen, auf dem Joey sonst immer war. Der sich nicht mehr bewegt hat, auf ein Rollding gepackt und weggerollt wurde. Dessen Geschirr und Leine abgenommen und ins Auto gelegt wurden. Und dann habe ich auch noch immer wieder geheult. Schon komisch. Auf der Rücktour habe ich einmal an einem schattigen Platz gehalten und Yoshi raus gelassen und dann waren wir noch ein kurzes Stück an der Großen Hase laufen, das lag auf dem Rückweg.
Tja, und nun ist… die Wohnung viel stiller. Noch stiller als ohnehin. Das Auto ist geschrubbt und stinkt nicht mehr nach Kotze, die Hundesachen gewaschen, ich bin überwiegend vor allem müde und leer. Ich ohne Hund? Das geht schlichtweg nicht gut. Farino und Joey haben mir oft genug den Ar***llerwertesten gerettet, allein dadurch, dass es sie gab. Sie haben für Struktur, Sicherheit und eine Aufgabe gesorgt – anstatt dafür, dass ich aufgebe. Nicht nur Krebs ist ein Arschloch, PTBS ist es auch.
danke, dass ich an deinem abschied von joey
teilhaben konnte…hab dabei auch etwas bedröppelt geschaut und auch geschmunzelt.
in dem leben von joey warst du alles, was man braucht, um leben zu wollen: für jemanden gerne dazusein….immer und bedingungslos. keine angst: auch ich lieb dich.
vielleicht hat leni auch deshalb etwas angst.
Danke! Joey war ein toller Hund und genau wie bei Nick bin ich zwar traurig, dass er nicht mehr lebt, aber froh über alles, was ihm und mir noch an Hässlichkeiten im Krankheitsverlauf erspart geblieben ist. Grüße an Leni 🙂