In meiner Kindheit gab es einen Bahnwitz: „Ein Mann geht zum Fahrkartenschalter und sagt: Essen, Oldenburg, Immer hin und zurück!“. An den habe ich gedacht, als es uns gestern nach Essen verschlagen hat. Also in das „kleine Essen“ im Landkreis Cloppenburg. Tatsächlich gibt es dort noch einen Bahnhof.

Viel lustiger fand ich allerdings, dass am Rand von Essen sowohl „Danish Crown“ liegt als auch „RUF“ (Quakenbrück). Rund um Essen wird Essen produziert. Würde Firma RUF (auf dem Bild oben im Hintergrund zu sehen) ihren Sitz gar in Osteressen haben, hätte es mich wohl umgeschmissen vor Lachen. Wie viele Osterkuchen wohl mit deren Backmischungen gebacken werden? Wie viele Puddings angerührt? Auch im „großen Essen“ im Rühr… äh… Ruhrpott? Danish Crown ist eine internationaler fleischverarbeitender Konzern. Wenn ihr fertig verpacktes Fleisch aus Kühltheken im Supermarkt kauft, kann es gut sein, dass es von Danish Crown kommt.
Die Arbeit unter Tage in den Kohleflözen und die Arbeit in den Stahlgießereien im „großen Essen“ war unglaublich anstrengend und die Arbeiter im Pott haben sich ihre benötigten Kalorien unter anderem durch ordentliche Fleischportionen besorgt. Dazu gehört natürlich auch Wurst, deren Grundlage hier in der Gegend in vielen Ställen wächst und gedeiht. Im Endeffekt hat also am Anfang auch das Ruhrgebiet mit seinem hohen Fleischbedarf mit dafür gesorgt, dass hier große Ställe entstanden sind und aus dem „Armenhaus Deutschlands“ eine Region wurde, der es mittlerweile trotz allen Widrigkeiten recht gut geht.

Auf Social Media entbrennen regelmäßig erbitterte Kleinkriege zwischen Veganern und Fleischessern. Ich sehe es letztlich so: Man kann sich in der Tierhaltung und bei der Ernährung über verdammt viel streiten. Aber grundsätzlich würde es viele Protestler, Veganer etc. überhaupt nicht geben, wenn ihre Vorfahren nicht die Möglichkeit gehabt hätten, einen mehr oder minder bescheidenen Wohlstand aufzubauen. Sich Kinder leisten zu können, denen es „besser geht“. Kinder und Enkelkinder, die mehr Bildung und oft bessere Arbeitsbedingungen genossen haben – und genießen können, als ihre Groß- oder Urgroßeltern. Daran sollte man immer auch denken, denn es ist ein Teil unserer Landesgeschichte. Dass es ebenso jedem Protestler frei steht, es selbst besser zu machen und dafür ein enormes finanzielles Risiko und eine Wochenarbeitszeit von weit über 40 Stunden zu haben, mal ganz abgesehen. Denn im Endeffekt ist genau so etwas das „lauf doch erst einmal in den Schuhen eines anderen Menschen, bevor du über ihn urteilst!“. Aber… so sehe ICH das. Es steht selbstverständlich jedem frei, es anders zu sehen. Aber nun zu unserer Tour in Essen.
Da ich überlegt habe, dass es ziemlich viel Sinn macht, Touren ab Wanderparkplätzen etc. zu starten, habe ich geschaut, wo es so etwas in der Art dort gibt. Fündig geworden bin ich beim „Trimm-Dich-Pfad Essen“ am Calhorner Kirchweg. Dort findet ihr einen netten kleinen Parkplatz , zum Teil durch Bäume beschattet und an einem Bolzplatz/einer Wiese.

Gleich daneben geht es in den Wald auf den Trimm-Dich-Pfad. Was ihr beachten solltet: Auf dem Trimm-Dich-Pfad ist Leinenpflicht. Siehe das Bild oben. Das finde ich auch voll okay, denn es ist ein Sportparcours und kein Jogger oder so fände es witzig, von einem Hund angegangen zu werden. Egal wie groß der Hund ist. Grundsätzlich seht es bei diesem Tourenvorschlag bitte so, dass es ein „Hey, hier ist es toll, kommt her und macht für euch was draus!“ ist. Ihr könnt dem Trimm-Dich-Pfad folgen – aber ihr könnt irgendwann auch abbiegen und den Pfad verlassen. Der Wald ist groß genug um dort viele Wege erkunden zu können und die Gegend echt schön.

Als Ausflugsziel mit Kindern wo es halt kein superduper Spielplatz oder Freizeitpark sein muss, sondern wo man einfach mal raus will, ein bisschen rumabenteuern, ein bisschen Picknick machen, Hängematte aufspannen und rumbolzen: Ziemlich perfekt! Da die Stationen des Trimm-Dich-Pfades zum Teil aussehen, als ob sie aus dem Angebot für Erwachsene eines Spielgeräteherstellers kommen, kann ich mir gut vorstellen, dass auch Kinder Spaß dran haben. Nicht unbedingt so, wie auf den Tafeln erklärt, aber dennoch mit viel Spaß an Klettern, Schwingen, Balancieren etc.
Gleich neben der Karte vom Trimm-Dich-Pfad findet ihr ein kleineres grünes Schild auf einem Pfahl mit einem QR-Code. Das ist von der Erlebnisregion Hasetal, die einige Erlebnispfade zum Herumabenteuern in der Region austüfteln bzw. damit markieren.

Ich hatte wieder den Buggy für Joey dabei, damit er bei Bedarf dort hinein kann. Mittlerweile habe ich auch schon etwas herumgetüftelt und festgestellt, dass die Zugschere vom Sacco-Cart, dass ich vor einigen Jahren als geländegängigen Rolli-Ersatz für meinen Sohn genutzt habe, auch an den Buggy passt. Allerdings: Solange er leer ist! Das vordere kleine Rad wird angehoben und ich kann den Buggy problemlos ziehen und die Hände frei haben. Für mich: PERFEKT! Wie schon mit der Hundekutsche wird die Zugschere mit Kletterkarabinern in die Schultergurte meiner Tasche eingehakt.
Ich hatte so mittlerweile eine Tour mit aufgeklapptem Buggy und in Essen hatte ich den zusammengeklappt und die Wasserflasche etc. in einer Tasche am Buggy befestigt. Es ist etwas schwerer zu ziehen, wenn er zusammengeklappt ist, weil dann das komplette Gewicht auf der Schere liegt. Ist er aufgeklappt, tragen die Achsen vom Buggy mehr Gewicht. Hat etwas mit Physik im Alltag zu tun.

Joey hat dann fast 2 Kilometer geschafft, bevor ich den Buggy umgebaut habe. Passender Weise war das genau bei zwei flachen Podesten, was mir den Umbau echt erleichtert hat. Das Zuggedöns habe ich unter dem Buggy entfernt und dann umgedreht über den aufgeklappten Buggy geschoben und dort außen mit den Kletterkarabinern befestigt. Das war so unproblematisch, dass Joey sogar wieder vorne einsteigen konnte. Direkt vom Podest aus. Reißverschluss zu, Tasche aufs Verdeck gestellt und los ging es!
Grundsätzlich war der Hauptweg zum schieben voll okay. Der Trimm-Dich-Pfad wäre in einen grasbewachsenen Weg abgebogen. Das wäre etwas schwerer geworden, aber ob der neuen Konstruktion und der Tatsache, dass mein Hund sich am Anfang erst einmal gegen eine Seite lehnt und mich anguckt, habe ich mich entschlossen, einfach weiter geradeaus zu laufen, bis wir die Straße erreichen. Denn die ist ebener als der Waldweg – und da wäre die Kippgefahr einfach zu hoch gewesen, wenn Joey sich an einer Seite abstützt. Auf der anderen Seite ist es einfach dann auch super anstrengend, das Gewicht von der eine Seite mit der Hand beim schieben auszugleichen, denn Joey wiegt rund 22 kg. Im Frühjahr habe ich meine Enkelin im Kinderwagen geschoben – und die wiegt weniger als die Hälfte von Joey. Es ist schlichtweg ein enormer Gewichtsunterschied. Und: lasst ihr zu, dass so ein Buggy mit Hund drin kippt, kann der sich nicht nur verletzen, sondern ihr verspielt schlichtweg das Vertrauen des Hundes. Wenn der danach nie wieder in das Teil rein will, ist das verständlich. Da könnt ihr den noch zu zulabern – das interessiert den einfach null. Der hat seine schlechte Erfahrung gemacht und das reicht dem völlig für den Rest seines Lebens.

Wie auf der Karte zu sehen, hätten wir nach kurzer Zeit von der Straße aus wieder in den Wald abbiegen können. Darauf habe ich verzichtet und dafür dann an der nächsten Ecke einen netten kleinen Rastplatz unter Bäumen gefunden, der sogar einen Mülleimer hat.
Danach ging es eine recht ruhige Straße ewig geradeaus. Auch hier zweigten mehrere Wege gen Wald ab. Ein Wiesenweg führte aber laut Komoot nicht ganz bis in den Weg und danach war ein schwarzer Pfad etwa gegenüber von Schweineställen eingezeichnet, der allerdings dann komplett zugewuchert war oder so, jedenfalls habe ich den nicht gesehen. Auf dem Bild seht ihr übrigens den Wald, durch den es auch hätte zurückgehen sollen, im Hintergrund. Was wir halt von der Straße aus gesehen haben, waren Greifvögel.

Nicht schlimm, irgendwann kommt die reguläre Abzweigung der Straße, mittlerweile brannte die Sonne durchaus etwas fies – aber die paar hundert Meter bis zum Auto haben wir dann auch noch geschafft. Ich habe vor ein paar Jahren ein Heckzelt für den Berlingo geschenkt bekommen und weil das nicht so ein großes Packmaß hat, habe ich es gestern noch ins Auto gepackt – aber nachdem ich die Türen und die Heckklappe aufgemacht habe und Joey ins Auto gesprungen ist um sich (trotz Wasser zwischendurch) auf den überschwappsicheren Wassernapf mit warmer Plörre zu stürzen, war ich erst einmal kaputt.
Danach habe ich das Heckzelt einfach nur als Sonnenschutz über die Klappe geworfen und notdürftig festgetüddelt, meinen Schaukelcampingstuhl rausgeholt und die Füße hochgelegt. Ich habe ja immer irgendwie viel Krempel dabei, aber gestern habe ich mich über die zweite Wasserflasche zum Gesicht waschen, eines der diversen Hundehandtücher und das trockene Ersatzshirt echt gefreut. Joey hat im Auto auf einer Kühldecke gedöst und ich im Schaukelstuhl – das Leben kann sooo schön sein!

Übrigens… Anmerkung in eigener Sache: die Seite hat mittlerweile innerhalb weniger Monate über 8000 Aufrufe. Vielen, vielen, vielen Dank! Das ist einfach klasse und ich freue mich total!
Hier seht ihr noch mal ein Bild mit der Zugdeichsel nach dem Umbau zum Schiebe-Buggy. Ich bin noch nicht ganz fertig mit ausprobieren und tüfteln, aber im Prinzip ermöglicht es so auch ein Umgreifen wenn es leicht zu schieben ist. Das ist gar nicht mal so verkehrt!

Und hier ein Beweis dafür, dass es den Ort tatsächlich gibt:
