Das Leben ist manchmal irgendwie unfair. Oder merkwürdig, oder was auch immer. Montag hatten wir die Nachbesprechung beim Tierarzt zu einer Biopsie. Das nun auch mein Hund Krebs hat, wusste ich schon seit einer Woche – und unter anderem deshalb habe ich den Buggy für den Hund. Es ist für mich auch – und das mag brutal klingen – NICHT SCHLIMM, dass er Krebs hat. Im Endeffekt hat mir vor drei Jahren ein Chirurg im Pius gesagt: „Respekt. 20 Jahre Palliativpflege – das muss man auch erst einmal fertig bringen!“. Ein paar Monate später ist Junior an seinem zweiten Hirntumor gestorben. Wir waren zum Schluss 9 Tage zusammen auf einer Palliativstation, Betten nachts zusammengeschoben. Das Team der Station war ebenfalls beeindruckt, dass ich die ganze Zeit dort geblieben bin und mich gekümmert habe.
Das auf dem Bild ist übrigens Nick vor dem Sacco-Cart, einer Hundekutsche, die ICH gezogen habe. Damit waren wir geländegängig. Das war auch eine der ersten Touren damit, weil da noch der Pulka-Bügel am Zuggestänge ist. Der wurde später abgesägt. Für Hunde ist der Bügel super, für Menschen ist er unbequem. Gleichen Bügel nutze ich zwischendurch für Joeys Buggy. Bretonen sind übrigens zu klein für die Hundekutsche.

Dann sind im letzten Jahr binnen 12 Monaten 6 Menschen aus meiner Familie gestorben, mal unter mehr, mal unter weniger hässlichen Umständen. Darunter meine Eltern. Das Joey Krebs hat, ist für mich deshalb „nicht schlimm“, weil ich einfach keine Kraft mehr habe, mich über so eine Scheiße aufzuregen. Ich WILL es einfach nicht. Es bringt nichts, sich darüber aufzuregen.
Ich möchte lieber Lösungen finden, die Joey die Zeit, die er noch hat – und wie lange das sein wird, weiß keiner – bei Bedarf erleichtern. Wobei ich den ganzen Schwurbeletti-Krempel schon mit Nick durch habe. Es besteht kein Bedarf an Superduper-Wundermitteln. Da wundert man sich nur, wohin die Kohle geht, dass es dem Hund nicht hilft und was für ein wunderbares Leben die Verkäufer von so einem Kram haben.
Die größte Erleichterung ist bislang der Hundebuggy. Darüber habe ich schon geschrieben. Eine andere, die es ohnehin gibt und auf die jetzt noch etwas mehr geachtet wird ist, dass es „Schlabberpampe“ über das Trockenfutter gibt. Das macht das Futter besser verdaulich, sorgt für noch mehr Flüssigkeit und erleichtert letztlich das Absetzen des Kotes.
Dann gibt es noch das Problem, dass viele Menschen mit Palliativ-Status einfach super betreut werden, Vitalwerte überwacht werden und so weiter. Für Angehörige ist das zwar schwer, schafft aber letztlich auch Sicherheit. Ich schreib´ mal so: es ist okay, wenn Joey keine zusätzlichen Medikamente bekommt – aber das Gefühl zu haben, irgendwie voll vor eine imaginäre Wand zu krachen weil eigentlich so GAR NIX Sache ist, ist nach palliativ guter Versorgung von Junior oder eben auch anderer Leute schon irgendwie blöd. Es verunsichert mich auch. Ich bin mir sicher, ich bin nicht die einzige Hundehalterin, die so etwas verunsichert.
Also habe ich überlegt, was ich machen könnte, damit es MIR besser geht und wie ich eine meiner Hauptsorgen um Joey – nämlich seine Sauerstoffversorgung unter Belastung – besser abschätzen kann. Denn ich gehe davon aus, dass die Lunge auch betroffen ist. Online liest man immer von „Röntgenaufnahmen der Lunge“. Das Problem ist aber, dass eine Röntgenaufnahme unter Narkose gemacht werden müsste – und zum Einen hat der Hund eh schon Stress in der Tierarztpraxis – und das Narkoserisiko bei Hunden ist gar nicht mal so ohne. Schon bei einer Narkose kann es zu einem Herz-Kreislauf-Stillstand beim Hund kommen. Je älter und unfitter der Hund, desto problematischer eine Narkose. Und letztlich: für was eigentlich? Um ein paar Schatten auf einem Bild zu sehen, zu wissen: ja, da gibt es Metastasen, aber wir machen halt nix?
Bei Menschen gibt es Fingerpulsoxys. Die messen Puls und Sauerstoffversorgung des Blutes. So ein Ding habe ich sogar – und die werden sogar mitunter bei Hunden angewendet – wenn die in Narkose sind, werden die an die Hundezunge geklippt. Geht richtig gut. Aber… ihr könnt euch denken, dass kein Hund begeistert wäre, wenn man ihm die Zunge aus dem Maul zieht und das Teil anklippt, wenn er nicht narkotisiert ist. Also Ohr. Da funktioniert der Fingerclip aber nicht, weil der Sensor genau zwischen den Scharnieren liegt. Das habe ich ausprobiert.
Es gibt aber die Version für Tiere und das mobil. DAS würde mir echt helfen, Joeys Situation besser einzuschätzen. In einer Rezension (der Rezensent brauchte es für seinen herzkranken Hund) stand, es wären umgekehrt 1 1/2 Tierarztbesuche. Okay. Also warte ich jetzt auf ein Pulsoxy für Hunde, dass ich auch unterwegs einsetzen kann.
Davon werde ich euch dann auch berichten 🙂