Wandern mit niedrigem Budget: Schuhe

Ab und an kaufe ich mir eine Zeitschrift, in der es um Outdoor, Trekking oder Jagd geht. Hundezeitungen habe ich früher auch viel gekauft. Früher habe ich auch Sackis Bushcraftvideos geguckt. Zusammen mit Junior. In vielen Artikeln geht es um Ausrüstung – und ganz oft darum, dass man wie aktuell in der Outdoor „Testsieger für kleines Geld!“ bekommt. Aber WAS braucht man denn wirklich, wenn man in Nordwest-Deutschland mit dem Hund unterwegs ist? Müssen es tatsächlich die Wanderschuhe für über 200 Euro sein, wenn man seine 4, 10 oder 15 Kilometer läuft? Die teure Wanderhose mit dem Fuchs drauf? Die superduper Multifunktionsjacke vom Ausrüster der mit Bildern aus fernen Ländern wirbt? Es gibt Dinge, die sind praktisch. Wobei: oft ERSCHEINEN sie total praktisch. Ob sie das dann tatsächlich sind, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Ich habe zum Beispiel keine „echten“ Wanderschuhe mehr. Ich hatte welche, aber die Wanderstiefel (von Meindl) waren zu klobig, zu schwer und zu schwitzig. Es reicht einfach nicht, einer etablierten Marke zu vertrauen und zu denken, so 20 Minuten Probelaufen oder irgendwelchen Verkäufern in Outdoorläden bedingungslos zu glauben, wäre der heilige Gral. Was ich brauche sind gut passende Schuhe mit griffigeren Sohlen, guten Einlagen und optimal sind die halbwegs wasserdicht. Perfekt, wenn ich die notfalls zusammen mit den Hundedecken und Wischlappen auch mal in die Waschmaschine werfen kann. Ich bin da pragmatisch. Es gibt hier keine schmalen Wege an steilen Hängen, keine Klettersteige. Wir haben in der Region Kletterwälder – aber dafür braucht man auch keine speziellen Wanderschuhe für dreistellige Summen.

Was ICH bei Schuhen tatsächlich wichtig finde: griffige Sohlen, die nicht aus glattem Material bestehen. Die müssen auch kein tiefes Profil haben – denn in so einem tiefen Profil bleibt ziemlich viel Dreck hängen. Ebenso sollten die Schuhe ein Mindestmaß an Schutz bieten. Was bedeutet: im Wald werdet ihr auf herumliegende Äste, Nadeln etc. treffen – es ist schmerzhaft, wenn Äste sich durch Stoffschuhe oder offene Sandalen bohren, Nadeln und Co in Schuhe rieseln und anfangen zu scheuern oder man ggf. schneller umknickt, weil die Crocs keinen Halt bieten. Ich mag diese Latschen, kein Ding. Aber wenn ich mit den Hunden laufe, habe ich über 40 Kilo Schmackes an der Leine – und Crocs oder gar Flipflops sind dann einfach ein Sicherheitsrisiko. Selbst wenn ihr nur einen 3 Kilo-Hund dabei habt: ihr wisst nie, was euch unterwegs begegnet. Sei es ein anderer Hund, sei es dass euer Hund plötzlich befindet, er müsste einer super Spur ins Unterholz folgen, oder ihr aus welchen Gründen auch immer einen Spurt einlegen müsst. Unterschätzt es einfach nicht.

Möchtet ihr für warme Tage Trekking-Sandalen ist das super – aber die sollten vorne geschlossen sein. Stellt euch einfach vor, wie scheiße weh so ein winziges Zweiglein ist, dass sich unter einen Zehennagel rammt. Natürlich könnt ihr jetzt lachen und denken „passiert mir NIE IM LEBEN!“. Ich bin 58 Jahre. Wenn ich im Leben etwas gelernt habe, dann: „Sag niemals nie!“ und „Karma f***t jeden früher oder später!“.

Nachdem ich einige Jahre immer bestimmte Modelle von Brütting getragen habe, die eine gepufferte Ferse haben, hatte ich es irgendwann leid, dass genau diese Sohlenteile als erstes kaputtgelaufen waren und der Schuh dann entsorgt werden konnte. Dann habe ich auf meine Mutter gehört und Sketcher-Schuhe im Sale gefunden.

Ich habe nur einen Fehler gemacht und ein Paar etwas zu groß gekauft, weil es die nur als Herrenschuhe gab, mir die aber für Hunderunden perfekt erschienen sind. Die sind vorne mittlerweile durchgeschlurt und mehrfach geflickt. Ich mag sie immer noch und werde sie wahrscheinlich noch einmal flicken. Im Kern: IHR müsst euch mit den Schuhen wohl fühlen und darin gut auf unebenem Gelände über eine längere Strecke problemlos laufen können. Ihr lauft vor allem in Schuhen, nicht in einer Marke.

Seid nett zu euren Füßen!

Denkt immer auch daran, dass ein Fuß aus vielen Muskeln besteht. Je mehr ihr lauft und eurem Fuß ein bisschen Bewegung gönnt, desto mehr bauen sich auch eure Fußmuskeln auf. Falls ihr zu Hause Zeit und Lust habt, könnt ihr die Beweglichkeit eurer Füße und Beine ein bisschen aufpeppen, indem ihr Dinge mit den Füßen aufhebt, Zeitung mit den Füßen knüllt, auf Zehenspitzen lauft etc.. Es ist nie verkehrt, das ab und an mal zu machen. Ihr könnt die Fußsohlen auch mit einem Igelball oder Zapfen massieren (letzteres krümelt halt etwas mehr) oder mit den Händen durchkneten und biegen. Eure Füße tragen euer komplettes Gewicht – seid nett zu ihnen. Falls ihr sie eincremen möchtet, tut das, aber TESTET VORHER den Geruch der Creme. Fußcremes haben mitunter echt ekelige Gerüche und wenn ihr vor dem Schlafen gehen im Bett eincremt, kann das echt widerlich werden, wenn die Hände dann stinken. Falls ihr in der Dusche Probleme haben solltet, die Füße gut abzuschrubben, nehmt einfach eine Rückenschrubb-Bürste mit langem Stiel dafür. Ihr braucht mehr Halt in der Dusche? Griffe mit Saugnapf! Oder so ein einfacher Plaste-Klapphocker, den es just wieder beim Discounter für 6 Euro gab. Probleme mit dem Abtrocken der Zehenpartie? Föhn!

Den Herbst/Winter über habe ich aber meistens die guten Arbeitsstiefel von Junior getragen. Die sind von Brynje, zwar etwas klobig und schwer – aber unglaublich warm und wasserdicht. Die haben nun auch schon einige hundert Kilometer auf den Sohlen. Es ist mir egal, ob es schick aussieht. Es muss FÜR MICH gut sein, für niemanden sonst.

Was sich als echt praktisch erwiesen hat: eine der großen Einkaufstaschen die mal ein paar PET-Flaschen waren für die Stiefel zu nehmen. Da bleibt der Dreck überwiegend in der Tasche. Als es kalt war, hat es sich als enorm praktisch erwiesen, zwei Plaste-Cola-Flaschen mit heißem Wasser zu füllen, zuzuschrauben und in die Stiefel zu stecken. So hatte ich immer warme Schuhe beim losgehen und Wasser. Hunde hatten Durst, ich hatte Durst, irgendwas war dreckig – und mittlerweile gibt es ja den Pfotenschrubb-Becher.

Wusstet ihr, dass man Einlagen nach einigen hundert Kilometern wechseln sollte? Nein? Ich bis vor einigen Monaten auch nicht. Aber: Himmel ist das ein Unterschied! Was sind „gute Einlagen“? Das muss auf der einen Seite jeder für sich selbst entscheiden, denn Menschen laufen unterschiedlich und haben unterschiedlicher Anforderungen an ihre Einlagen.

Falls jemand orthopädische Einlagen braucht, die extra für ihn angefertigt werden: passt auf mit Wanderstiefeln! Und wusstet ihr, dass ihr diese Einlagen NICHT in Sicherheitsschuhen tragen dürft? Das mussten Junior und ich auch erst ziemlich teuer lernen. Wer also speziell für ihn angefertigte Einlagen für Sicherheitsschuhe braucht, muss das VORHER schon beim Arzt sagen und darauf achten, dass diese Info auch an den Orthopädietechniker weitergegeben wird.

Ich habe irgendwann Werbung bei Amazon für Einlagen einer australischen Firma (FootActive) gesehen und die als Nachfolger für bessere aber auch schon platt gelaufene „No-Name“-Einlagen ausprobiert. Die FoodActive liegen je nach Angebot zwischen 17 und 28 Euro. Meiner Erfahrung nach machen Australier bei Outdoorsachen „ziemlich geilen Scheiß“. Das sind nicht die günstigen Teile, die man von Scholl oder Bama bekommt. Aber zum Einen kann ich so viel beschwerdefreier laufen – und zum Anderen kann ich die Schuhe länger nutzen.

Wer übrigens Sorgen wegen Zecken hat, sollte sich mal mit „Nobite“ beschäftigen. Davon gibt es eine Variante, die man auf seine Hose und Schuhe sprühen kann (sofern man die Hose nicht ständig wieder wäscht).

Während in der Zeitschrift also „günstige Testsieger“ für Menschen im Gebirge 160 – 260 Euro kosten, ist man hier in der Grundmoränenlandschaft auch mit deutlich weniger Geld gut zu Fuß.

Fotos im Text: Pixabay / mit Dank an Pexels & Rebecca, Foto über dem Artikel: Altes Gräberfeld in der Nähe von Deymanns Mühle bei Klein Berßen/Emsland

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